Samson's Seite
Samson’s Heimkehr
(nach einer wahren Geschichte)
(Kleine Anmerkung: Samson war über ein Jahr von hier weg. Dank einer couragierten Tierfreundin wurde ich über Samsons Schicksal informiert. Über Umwege konnte ich ihn zurück kaufen. Im Oktober 2007. Manche Teile der Geschichten sind Tatsachen, anderes wurde mir erzählt oder durch den Tierarzt belegt. Die Lücken musste ich füllen durch "künstlerische Freiheit" :).Aber so, oder ähnlich muss es sich zugetragen haben.)
Ich liege auf dem Kratzbaum und kuschle mich in meine Lieblingshängematte.
Durchs Fenster scheint die Sonne und wärmt mir den Bauch.
Ich habe die Augen ganz fest zu und schnurre leise vor mich hin. Einfach so. Mir ist gerade so.
Ich bin wieder zu Hause!
Mein Name ist Samson, ich wurde im Frühjahr 2006 geboren und ich bin ein Birma-Kater-Mann.
Hier wuchs ich auf und ich hatte eine glückliche Kindheit.
Die ersten Wochen verbrachten mein Bruder und ich nur mit Trinken, Schlafen und Kuscheln. Wir waren so kugelrund und träge, dass uns dies unsere etwas ungewöhnlichen Namen einbrachte. Balu und Samson.
Unsere 2 Wochen älteren Halbgeschwister haben uns dann unter ihre Fittiche genommen. Jeremy zeigte uns das Klettern, Luna den Umgang mit dem Katzenklo und Jenny hat uns immer beschäftigt und betüddelt.
Irgendwann waren wir groß genug, um in die weite Welt zu ziehen. Jerry war der Erste der auszog, Balu sollte in 2 Wochen geholt werden, Jenny und Luna hatten es gut, die durften hier bleiben.
Ich war also dran und eigentlich wollte ich gar nicht weg. Frauchen sagte: „Hab keine Angst, jetzt fängt dein neues Leben an. Du wirst es bestimmt gut haben.“ …
Frauchen hatte sich geirrt….
Ich fuhr mit dem Zug. Das fand ich noch ganz toll und aufregend. Und die ersten Wochen waren auch noch ganz OK. . Das Futter war ganz passabel und ab und zu warf jemand ein Bällchen für mich.
Die anderen Katzen sahen so komisch aus. Nicht wie ich, und sie waren ziemlich dünn.
Nur der Hund konnte mich nicht leiden, er knurrte mich immer an. Ich mochte ihn auch nicht.
Eines Morgens gab es ziemliche Aufregung. Ich glaube, es ging um mich. Angeblich sollte ich einen Baustein verschluckt haben. Man, guckt doch mal richtig, dort unterm Schrank liegt er doch. Aber irgendwie wollten oder konnten die mich nicht verstehen. Ich wurde in einen Transportkorb gepackt und zu einem Katzen Doktor gebracht. Der drückte mir ziemlich unsanft auf dem Bauch herum und verpasste mir ein Abführmittel.
Keine Ahnung, was da raus kommen sollte. So
viel zu essen bekam ich doch gar nicht. Am nächsten Tag wurde ich wieder
dorthin gebracht, das Letzte, an was ich mich erinnere war der Piekser.
Dann wurde ich plötzlich ganz müde.
(Ohne vorheriges Röntgen oder Ultraschall!
Der Baustein wurde übrigens 4 Wochen später hinter dem Schrank gefunden!!!)
Ich wurde schnell erwachsen, obwohl ich mich doch eher wie ein Kind fühlte. Die Zottelkatze fand ich plötzlich ganz interessant, sie sang mir was vor und wir kamen uns näher. Endlich mal Abwechslung in meinem tristen Alltag. Aber schon nach kurzer Zeit war ich wieder alleine. Das laute Rufen hatte ich mir schnell abgewöhnt, denn dann gab’s Prügel. Also rief ich nur noch leise und schrieb dafür überall meinen Namen dran. Auf Katerweise!
Wenn ich Glück hatte, blieb die Tür manchmal aufstehen und ich konnte schnell einen Rundgang machen. Da lag was im Körbchen…. Ich war auch mal so klein und die kleinen Fell-Knäuel sahen mir irgendwie ähnlich.
Ich musste schnell weiter, vielleicht fand ich was Fressbares in der Küche. Eine Kartoffel vom Mittagessen? Prima, ich musste nur schnell machen und durfte mich nicht erwischen lassen, sonst gab’s wieder Haue.
Die Zeit verging und nach einigen Wochen hörte ich Mieze wieder rufen. Ich wartete auf meinen großen Auftritt. Wieder nur ein kurzes Vergnügen. Sie war auch nicht ganz bei der Sache, denn die Kinder, die immer noch ihre Mama brauchten, riefen nach ihr und sie musste nach dem Rechten sehen.
Also beschäftigte ich mich wieder mit was anderem, schrieb wieder überall meinen Namen hin, aber auch dafür gab’s Haue. Ich verkroch mich in der Ecke und starrte einfach so vor mich hin. Wenn ich mich ganz doll konzentrierte, dann konnte ich mit offenen Augen träumen und ich sah schöne Bilder von glücklichen Katzen. Wenn jemand rein kam, versteckte ich mich lieber.
Die Zeit verging nur langsam, irgendwann hörte ich sie über mich reden. (Ich hatte gute Ohren, ich stellte mich nur taub.) Ich sollte weg hier, aber nicht für umsonst. Keine Ahnung was die meinten. Im Fernsehen (regionaler Sender) sollte eine Anzeige über mich erscheinen. „Reinrassiger Birmakater, mit Papieren bla bla bla, 250 Euro.“
Es rief aber keiner an. Ich starrte also weiter vor mich hin und versuchte mich möglichst unsichtbar zu machen. Es gab eine zweite Anzeige, für 80 Euro. Kaum war diese im Fernsehen zu sehen, da klingelte das Telefon. Ich spitzte die Ohren. Ging’s um mich?
Am nächsten Tag wurde ich aus meinem Versteck gefischt, kein Zappeln half. Ich wurde kurz von einem zum anderen gereicht und dann in einem Korb verstaut. Mein Herzchen schlug schneller, kam ich wirklich hier raus? Tatsächlich. Einige Papiere (wahrscheinlich über mich) wechselten den Besitzer und dann endlich ging’s die Treppe runter. Raus, raus, raus, frische Luft, ich hätte jubeln können vor Freude.
Es schien gar nicht weit zu sein, denn nach kurzer Zeit ging’s wieder Treppen rauf, eine ähnliche Wohnung, ziemlich klein. Zwei Mädchen waren da, ein größeres und ein kleineres. Und zwei Kater, die mich argwöhnisch vom Kratzbaum aus beäugten. Außerdem ein kleiner stiller Hund in der Ecke. Nach einigen Tagen wurde ich zu einem anderen Katzen Doktor gebracht. Der war sehr lieb zu mir. Sie redeten über mich. Meine Zähne wären, Gott sei Dank, in Ordnung, obwohl ich sehr dünn wäre und mein Fell ganz stumpf aussähe.
Eine komische Paste musste ich noch schlucken, damit es in meinem Bauch keine Würmer mehr gab. Dann fühlte der Doktor meinen Schwanz ab und war ganz erschrocken über den dreifachen Knick darin. „Ach Leute, die alten Brüche, dass ist schon lange her“ . Ich hatte beschlossen das Ganze zu vergessen. Es tat sehr weh, als ich damals in der Tür eingeklemmt war. Noch mehr als der große Schnitt am Bauch. Keinen hat mein Jammern interessiert und irgendwann ließen die Schmerzen nach.
Nun ja, 2 Tage später bekam ich wieder einen Piekser und schlief ein. Die neue Frau sagte, ich sei jetzt kastriert. Keine Ahnung was das bedeutete, ich fühlte mich nur etwas eigenartig. Das wurde auch nicht besser. Es gab ganz gutes Futter, es war auch immer genug, aber ich hatte einfach keinen Appetit. Manchmal überkam mich so eine Wut, das ich jemanden in die Hand beißen musste, oder ich jagte die anderen Kater durch die Wohnung. Sie blieben aber auch nichts schuldig, es flogen so richtig die Fetzen, Für eine kurze Zeit war ich zufrieden. Ich konnte mich mal abreagieren.
Ich weiß. Es war nicht ganz fair von mir. Wir waren allesamt so was wie die „verlorenen Kinder“. Der eine Kater wurde als Baby in der Mülltonne gefunden, der andere sollte umgebracht werden, als er gerade erwachsen wurde. Das kleine Hundmädchen hatte auch schwere Zeiten hinter sich. Sie war noch kleiner als ich und wenn ich sie anschaute, fing sie an zu zittern. Also ließ ich sie in Ruhe. Am liebsten hatte ich das kleine Mädchen, die sprach ganz viel mit mir und streichelte mich ganz oft. Auch wenn sie mich manchmal nervte. Nee, die konnte ich nicht beißen, sie gab sich so viel Mühe.
Lieber probierte ich wieder meine alte Taktik. Konzentrieren, vor sich hin starren und dann kamen wieder die schönen Bilder. Stundenlang konnte ich so da sitzen. Ich fühlte mich sooo traurig, ich wollte nicht fressen, meine Hormone spielten verrückt. Die „neue Frau“ war lieb zu mir und sie machte sich Sorgen um mich. Der Doktor sagte, es wäre eigentlich alles ok. Nur müsste ich meine Impfung bekommen. Die wäre schon lange überfällig.
Eines Morgens lag ich mit dem Hundemädchen auf dem Sofa und ich belauschte die „neue Frau“ beim telefonieren. Ich hörte meinen Namen. Alle dachten immer ich würde auf gar nichts hören, dabei stellte ich mich nur taub, das hat immer gut funktioniert.
Sie blätterte dabei in meinen Unterlagen und meinen Babyfotos. Sie sagte, dass sie nicht wüsste, was sie noch mit mir anstellen soll und dass sie lieber nach einem neuen schönen Zuhause für mich suchen wird. Wahrscheinlich hätte ich so Einiges durchgemacht.“
Sie machte mit irgendjemanden einen Termin aus. Ich war sehr gespannt.
Einige Tage später klingelte es. In freudiger Erwartung ging ich gleich mit zur Tür. Heh! Die Stimme kam mir bekannt vor. War das mein Frauchen von früher? Ich wurde ganz vorsichtig gestreichelt. Sie redeten ziemlich lange. Dann tauschen sie endlich irgendwas aus, Papier hin und her .und ich kam in einen Korb. Ich schaute noch mal zurück, und Tschüß! Ich wünsche euch ein schönes Leben. Und danke für alles!
Auf dem Parkplatz wurde ich noch mal umgeladen, in einen größeren Autokäfig. Cool, eine Kuschelhöhle, ein Klo, was zu essen und zu trinken, dass musste ich gleich probieren. Ich merkte kaum, dass der Motor schon brummte und wir los fuhren. Es war fast wie ein kleines Hotelzimmer. Die Kuschelhöhle roch so einladend, ich kuschelte mich ein und beschloss, egal was passierte, hier blieb ich jetzt wohnen. Nach ewig langer Fahrt, die ich fast nur verschlief, wurde ich aus dem Auto ausgeladen. Samt meines „Hotelzimmers“ schwebte ich über 2 Treppen und kam in ein eigenes Zimmer.
Frauchen erklärte mir, dass ich die erste Zeit hier wohnen muss. OK. Ein Kratzbaum, viele Kuschelhöhlen und Decken, alle für mich. Da stand schon Essen für mich bereit. Vom Fenster aus hatte ich einen schönen Ausblick. Frauchen verbrachte am ersten Tag viel Zeit bei mir. Sie setzte sich einfach auf den Fußboden und redete mit mir. Sie warf mir immer vorsichtig etwas zu.
Irgendwann dämmerte es mir, dass war Spielzeug, ich hatte das fast vergessen. Ich beschloss etwas zugängiger zu sein und nach langer Zeit redete ich mal wieder und auch das Schnurren hatte ich noch nicht ganz verlernt.
Frauchen kam ab und zu wieder und brachte immer was Leckeres zu fressen mit. Ich hatte so einen Kohldampf, als hätte ich ewig nichts gefressen. Nach dem dritten Schüsselchen meinte sie, das wäre genug, es würde mir sonst nicht bekommen.
Am Abend hörte ich noch eine bekannte Stimmte vor meinem Zimmer. Frauchen sagte zu ihrem Mann, er soll leise mit mir reden und vorsichtig sein, damit ich nicht erschrecke. Er kam auch ganz vorsichtig rein. Ich war ganz aufgeregt. „He Mann, ich bin’s Samson.“ . Ich musste gleich schnurren. „Nimm mich hoch und schmus mit mir. …. Und teile mit mir deinen Käse und deinen Schinken! So wie früher.“ …Mir fiel ein, ich hatte schon über ein Jahr keinen Käse mehr gefressen. ……
Am nächsten Morgen durfte ich mit ins Bett zum Kuscheln. Klasse, ich war auch ganz lieb und schnurrte so laut ich konnte. Auf dem Schrank sah ich eine andere Katze, ich kannte sie. Das war meine Mama. Schade, sie rannte immer weg vor mir. Wahrscheinlich war ich zu lange weg.
Ich kuschelte mit Frauchen. Ich legte meine Pfoten um ihren Hals und drückte meinen Kopf ganz fest ans Gesicht, Augen zu und schnurren. Frauchen flüsterte mir zu, dass wir nun endlich aufstehen müssten. Ach Nö, sie sollte lieber ganz still sein, ich hielt ihr einfach mit meiner Tatze den Mund zu, dann konnte sie nichts mehr sagen. Vielleicht konnte man so die Zeit anhalten. Ich wollte nur immer so liegen bleiben.
Für eine Weile musste ich wieder in mein extra Zimmer und ich hörte im Haus einige Türen klappern. Irgendwann kam Frauchen und machte meine Tür weit auf.
Ich schaute erst mal vorsichtig um die Ecke. Ich schlich geduckt die Treppe runter, Frauchen bloß nicht aus den Augen verlieren. Ich fühlte mich ganz eigenartig, diese Gerüche, diese Geräusche, alles kam mir so bekannt vor.
Sammy überlegt noch
Es roch irgendwie nach anderen Katzen, aber ich sah keine. Und dann ging die Wohnzimmertür auf. Ich stand in der Mitte und staunte. Ich kannte das alles. Ich ging meinen Weg ab, mein Lieblingskratzbaum, mein Lieblingssessel, meine Lieblingskuschelhöhlen. Manches war anders aber vieles noch genauso so wie früher. Mir fiel es wieder ein!! Hier kam ich auf die Welt.
Ich musste nur noch nachts in mein eigenes Zimmer, früh durfte ich kuscheln im Bett und am Tag war ich mit Frauchen im Büro oder in der Küche, oder ich wartete vor der Badewanne. Ich konnte die anderen Katzen hören und riechen, aber wo waren sie?
Ich spazierte mal wieder durch die Küche und durchs Esszimmer und da war plötzlich ein Gitter zum Wohnzimmer. Hinter dem Gitter sah ich zwei Mädchen. Ich ging näher, war mir nicht ganz sicher…. Ich hob die Nase in die Luft um den Geruch einzufangen.
durchs Gitter noch getrennt, links Luna, rechts Jenny
„Jenny?? Bist du es wirklich??„ Sie kam näher. Ich konnte es nicht fassen, sie war noch da.
„Aber wieso musste ich jetzt auf sie runter schauen? „Du Blödmann! Du bist erwachsen geworden. Du warst lange weg!“ sagte sie. Ich musste ganz schön grinsen, sie hatte sich nicht groß verändert. Luna saß in einige Entfernung und konnte sich nicht recht überwinden, näher zu kommen.
Ich konnte von nun an Jenny und Luna immer durchs Gitter sehn und irgendwann waren auch die anderen da, meine Tanten. Ich kam ihnen am Anfang wohl nicht ganz geheuer vor.
Jenny gab mir Küsschen durchs Gitter und sie brachte mir Mäuschen. Aber soviel ich mich auch bemühte, ich bekam sie nicht durchs Gitter. Frauchen war immer in der Nähe und beobachtete uns. Plötzlich war Jenny nicht mehr zu sehen. Ich drücke mir die Nase am Gitter platt. Frauchen kam ins Zimmer und setzte Jenny direkt vor mir auf den Boden. Ich war ganz platt. Vor Verlegenheit fing ich an zu spielen und Jenny machte mit. Nach kurzer Zeit tobten wir durchs Zimmer, spielten Haschen und warfen uns die Mäuschen zu.
Samson und Jenny
Das ist alles erst einige Wochen her. (Oktober 2007 kam ich zurück)
Samson, der Hahn im Korb
Ich liege also hier auf einem meiner Lieblingsplätze und döse vor mich hin, ab und zu blinzle ich mal mit einem Auge. Von hier aus habe ich alle im Blick. Ich fühle mich wie der Hahn im Korbe.
Eine Etage unter mir schläft Jenny und auf
dem Sofa gegenüber träumt Luna gerade etwas. Giulia hebt den Kopf und
schaut was los ist. Oben auf der Schrankwand räkelt sich Sophia in ihrem
Kissen. Und Frauchen kommt gerade mit Lucia ins Zimmer.
Ich glaube, es gibt jetzt wieder was zu fressen. Im Nebenzimmer höre
ich meinen Papa mit dem Fressnapf klappern.
Frauchen sagt, ihm muss ich aus dem Weg gehen, er ist immer noch der „Boss“ und er will keine anderen „Katermänner“ neben sich. Dabei bin ich doch nur noch ein halber. Aber egal. "Meine" sechs Mädels halten mich auf Trab. Ich habe das Gefühl, ich muss immer rennen und springen. Ich kann einfach nicht still sitzen. Ein Jahr war lang genug, oder?
Ich bin wieder zu Hause!
Anmerkung, Stand Aktuell Februar 2016
Im Frühjahr 2008 zogen Samson und Jenny mit unserem ältesten Sohn in eine eigene Wohnung.
Wir zogen mit dem Rest aufs Land! Wo wir uns alle sehr wohl fühlen.
Samson und Jenny bekamen bald ein liebes Frauchen dazu. 2009, 2011 und 2015 wurden unsere Enkelkinder geboren. Und alle verstehen sich prima. Samson ist ein prächtiger Kater! Er ist sehr anhänglich geworden und selbst die Kinder dürfen über seinen doppelt gebrochenen Schwanz streicheln. Und sie sind immer noch unzertrennlich!